Wir sitzen oft und eng aufeinander: Mein Mann arbeitet zu Hause, ich ebenfalls, unsere Kinderbetreuung fällt weg. Da huschen mir giftige Worte schneller über die Lippen, die Nerven sind angespannter, der Friede findet öfter ein Ende. Sieben Gedanken helfen mir, die Stimmung positiv zu lenken.
Zuerst muss ich daran glauben: Ich bin Schöpferin der heimischen Atmosphäre und habe Kraft in mir. Ich bin der herrschenden Stimmung zuhause nicht ausgeliefert, sondern weise ihr den Weg und lenke sie in neue Richtungen, indem ich:
1. ... möglichst oft JA sage!
Wie oft sagen wir NEIN, einfach so? Ohne dass dahinter ein bewusster Gedankengang oder gute Begründungen lägen, sondern einfach weil wir in angespannten Situationen eher blockieren als mitfliessen. Es ist eine Regel im Improvisationstheater, dass man auf die Vorschläge und die Richtungen der anderen Schauspieler immer JA sagt und mit jeder Idee mitgeht. Weil jedes NEIN die Kreativität und den gemeinsamen Fluss blockiert. Natürlich können wir im Alltag mit unseren Kindern oder auf der Arbeit nicht immer JA sagen. Aber viel öfter, als wir es meinen.
Und jedes JA schafft ein Fenster zu frischer Luft, zu einem tiefen Atemzug, zu strahlenden Augen.
2. ... formuliere, was ich will, statt was ich nicht will!
Die Hirnforschung zeigt: Unser Denken kann bejahende Aussage viel schneller verarbeiten als verneinende. Deshalb fliesst meine Botschaft eher in andere Ohren, wenn ich sage, was ich will: "Ich möchte, dass du deine Jacke aufhängst. Das sieht viel schöner aus", ist motivierender und einladender als: "Schmeiss deine Jacke nicht auf den Boden. Es ist eine riesige Unordnung."
3. ... Befehlsformen und Kommandos vermeide!
Je gestresster ich bin, desto militärischer mein Ton. Aber wer mag schon herumkommandiert werden? Damit meine ich nicht, dass ich nur Fragen stelle und mit meinen Kindern oder anderen Personen meines Haushalts in ewigen Diskussionen lande, sondern dass ich meine Grenzen und Befürdnisse als solche kommunizieren: "Ich brauche jetzt Ruhe! Mir ist das viel zu laut" statt "Ruhe! Sei jetzt endlich still!"
4. ... Konfliktlösung auf später verschiebe!
In der Hitze des Gefechts Konflikte zu lösen schafft oft neue. Deshalb gewöhne ich mir an, in aufkochenden Streitereien erstmals Distanz oder eine Ablenkung zu schaffen. Wenn sich die Emotionen gelegt haben - das dauert laut Experten mindestens 20 Minuten - greife ich den Konflikt nochmals auf, beschreibe wie ich mich dabei fühlte und was ich in Zukunft anders erwarte.
Meine Kinder kennen es mittlerweile, wie ich wütend meine Augen schliesse, tief einatme, und wieder ausatme, manchmal in ein anderes Zimmer gehe. Bis ich die Ruhe und meinen Verstand wiedergefunden habe.
5. ... Beziehungsinseln schaffe!
Wenn ich mich verbunden, erkannt und gesehen fühle, ertrage ich kritische Worte oder Gehässigkeiten besser.
Deshalb versuche ich bewusst, Inseln mit viel körperlicher Nähe, Aufmerksamkeit und Spass zu schaffen. Mit jedem einzelnen.
Oberste Priorität hat mein Mann, denn unsere Verbindung trägt jede weitere Beziehung in der Familie.
6. .... mein Inneres in Worte fasse!
Das bedingt, dass ich selbst wahrnehme, was in mir vorgeht. Das wiederum bedingt Zeit, Selbstfürsorge, Zeitinseln für mich ganz allein. Mir hilft das Gebet, Meditation, das Schreiben meiner Gedanken und Lesen der Bibel. Wenn ich selbst erkenne, was ich innerlich bewege, kann ich das auch anderen zugänglich machen. Und das schafft Nähe, Verbundenheit, Vertrautheit, Frieden.
7. .... nicht streng bin, vor allem nicht mit mir selbst.
Kürzlich waren wir bei einer Erziehungsberatung und ich erwartete gute Tipps, wie ich ruhig und sachlich bleiben kann im Umgang mit meinen willensstarken Kindern. Ein 1x1. Stattdessen verliess ich die Beratung mit verweinten Augen und einem erleichterten Herzen, weil mir die Beraterin statt Methoden und Regeln einen liebevollen Rat mitgab: "Sei nicht so streng zu dir!" Es sei einfach normal, dass wir nicht immer ideal reagierten, dass mich meine Kinder wütend erlebten und dass mir Fehler passierten. Viel wichtiger sei es, was sie danach sehen: Wie gehe ich mit Fehlern um? Kann ich um Entschuldigung bitten und mir selbst vergeben?
Es tut gut zu wissen, dass es nicht nur mir so geht! Es geht mir so oft so, wie Paulus schreibt: "Das Gute was ich mir vornehme, tue ich nicht; aber was ich verabscheue, das tue ich." Und mir selbst zu vergeben, fällt mir oft nicht so leicht. Danke, für das Teilen deiner Erfahrungen und diese Prinzipien die du hier aufgeschrieben hast. Ich glaube, ich werde sie mir aufschreiben und irgendwo sichtbar platzieren!