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SPITAL, GEBURTSHAUS ODER ZUHAUSE

Wo gebäre ich mein Baby? Vielleicht beantwortest du diese Frage schnell, vielleicht wälzt du sie intensiv. Einige Fragen rund um den Geburtsort lohnt es sich auf jeden Fall zu stellen. Weil die Antworten überraschen und bewahren könnten.



Für mich persönlich war der Weg nach dem ersten positiven Schwangerschaftstest klar: Ich rufe meine Gynäkologin an, verabrede einen Termin und lasse mir von ihr bestätigen, dass ich schwanger bin. Der Weg danach war vorgebahnt: Termin um Termin, Ultraschall um Ultraschall wurden durchgeführt, bis ich die Anmeldung zur Spitalgeburt für eine Unterschrift vor mir liegen hatte. Wer einen anderen Weg als diesen wählte, galt damals als exotischer Einzelfall.


Hauptsache unkompliziert?

Obwohl ich eine schnelle und komplikationslose Geburt im Spital erlebte, fand ich keinen Frieden darüber. Eine Geburt im Spital entspricht mir in vielen Punkten nicht. Also wagte ich mich für die zweite Geburt auf einen anderen Weg. Ich gestand mir ein, Fragen stellen zu dürfen, die gängige Praxis zu hinterfragen, meine Bedürfnisse laut werden zu lassen. Und tatsächlich kostete mich das Überwindung, denn ich bemühte mich in meinem Leben, nicht zu kompliziert zu sein. "Hast du wieder deine Tage?", hörte ich schon als Teenager abschätzig, wenn ich launisch oder emotional war. Ich lernte schnell, dass unkomplizierte, stille Frauen angenehmer waren als ich. So versuchte ich, meine forsche, neugierige, kritische, innovative und dominante Art zu zähmen.


Ich glaube, so geht es vielen Frauen unbewusst oder bewusst: Sie versuchen, sich in diese Welt und ihre Systeme einzugliedern und den Idealen zu entsprechen, die ihnen auferlegt sind.

Und so haben viele Frauen nie gelernt, ihre Bedürfnisse und ihre Eigenart wahrzunehmen. Fragen zu stellen. Unangenehm zu sein. Zur Last zu fallen. Zu widersprechen. Aber genau das braucht es, wenn wir Verantwortung übernehmen für unser Leben und für unsere Entscheidungen. Und wenn wir dem eigenen Leben in seinen Berg- und Talfahrten mutig begegnen möchten.


Die richtigen Fragen stellen

Wenn es auf die Geburt zugeht, kommen viele Fragen auf. Wirklich eigene und authentische Antworten zu finden braucht Zeit und Kraft. Darauf macht Hebamme Carole Lüscher ihre Paare in der Beratung aufmerksam: "Ich sage immer: Zuerst wirst du im Chaos landen." An einem Tag überwiegen diese Argumente, am nächsten Tag kommen andere dazu und verändern das Bild. Aber diese Zeit und Kraft für einen Entscheidungsprozess lohnt sich zu investieren, um Enttäuschungen zu vermeiden: "Enttäuscht heisst ja, dass ich mich getäuscht habe. Die Dinge, worauf Frauen keinen Einfluss haben, können gut verarbeitet werden. Schwierig ist es aber eine Geburt zu verarbeiten, wenn die Frage nach Schuld und Scham aufkommt. Schuld auch im Sinne der eigenen Schuld: Wenn ich mich besser informiert hätte, wenn ich das gewusst hätte, wenn ich etwas anders gemacht hätte."


Eine informierte Entscheidung für einen bestimmten Geburtsort ist also nicht nur wertvoll, um die Geburt in gute Bahnen zu lenken, sondern auch um eventuelle Komplikationen besser verarbeiten zu können - um die eigene Resilienz zu steigern für die Wochen nach der Geburt.


Über sinnvolle Fragen, gute Antworten und konkrete Schritte im Entscheidungsprozess reden wir mit Hebamme Carole Lüscher, die aus 20 Jahren Berufserfahrung sowohl im Spital als auch in der ausserklinischen Geburtshilfe schöpft.





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